Flächenauswirkung Windradunfall

Das Beispiel eines abgebrochenen Rotorblatts in Alfstedt zeigt, mit welchen regional weitreichenden Auswirkungen im Umfeld eines Windrads zu rechnen ist. Im Radius 1800 m, also auf über1000 ha können Landwirte seit September ihre Felder nicht mehr normal bewirtschaften. Diese Fläche beträfe bei uns auch die Dörfer, Häuser und Gärten.

Hier nochmal die Bilder aus dem Artikel CFK – Gefährliche Fasern, siehe auch WKA = Brandgefahr?

  • brennendes Windrad
  • Karte Ausbreitung Brand und Fasern
  • Karte Ausbreitung Brand und Fasern, Rauch

Alles nur Einzelfälle?

Ist alles „nur ein Einzelfall“? Ist 1+1=1 ? Es gibt ein Problem mit den Statistiken zu Unfällen mit Windrädern. Während für viele andere Dinge Landes- oder Bundesstatistiken geführt werden, bleibt das Sammeln von Daten zu Windrad-Unfällen privaten Initiativen vorbehalten. Demnach gab es noch nie so viele Unfälle wie im Jahr 2022 (s.a. Unfälle mit Windrädern).

Fehlende Statistiken und mangelhafte Gefährdungsbeurteilungen

Eine faktenbezogene, nüchtern rationale Bewertung der Unfälle ist so nicht möglich, sollte es aber sein. Zudem erhöht sich die Wahrscheinlichkeit eines solchen Unfalls mit der Anzahl der Maschinen im Windindustriepark, die Ausbreitung der Unfallzone mit der Höhe von Windrädern.

Windräder in den heute beabsichtigten Dimensionen sind nicht mehr ohne Materialhochtechnologien herzustellen. Einerseits brüsten sich die Anbieter von Kohlefasertechnologien genau mit diesem Fortschrittsaspekt (z.B. Toray / Zoltek ). Andererseits werden mindestens schon seit dem 15.10.1993 (Aeolus II) in Deutschland CFK/CFK-Mischlaminate in Rotorblättern von Windkraftanlagen eingesetzt.

Bis heute wird das teilweise (herstellerabhängig) in den Genehmigungsverfahren verschwiegen. Ein Problem für alle Entscheidungsträger und Einsatzleiter, wenn Antragsverfahren auf Basis unzulänglicher Angaben laufen und Gefährdungsbeurteilungen wesentliche Problem nicht verzeichnen!

Am 16. Januar 2023 hatte sich das Umweltbundesamt vertreten durch Fr. Dr. Petra Weißhaupt im SR-Fernseh zum Brand WKA Losheim geäußert. Man sehe keine Gefahr durch gefährliche Fasern. Dabei weiß man nicht, wie sie selbst sagt, in welchen Umfang überhaupt Fasern freigesetzt wurden.

SR, Beitrag in Mediathek nicht mehr verfügbar

Dabei geht es nicht nur um den Brand in großer Höhe von solchen Anlagen (s.a. WKA = Brandgefahr?) . Abgebrochene Rotoren oder zusammengestürzte Windradtürme haben eine ebenso dramatische Auswirkung. Das zeigen die nachfolgenden Beispiele.

Beispiel Stieglund

Zur Einführung in das Thema rein visuelle Eindrücke aus Stieglund bei Flensburg. Am 15. Januar brach ein 14-Tonnen-Rotorblatt bei Sturm ab.

Auch der NDR berichtete „14-Tonnen-Windradflügel in Stieglund abgebrochen„.

Beispiel Haltern

In der Hohen Mark bei Lippramsdorf (Haltern) knickte am 29. September 2021 der Turm des 249 Meter hohen Windrads ein. Die Gondel stürzte mit all den technischen Anlagen und Rotorblättern in die Tiefe. Es sollte eigentlich am nächsten Tag in Betrieb genommen werden, das Partyzelt stand bereits in der Nähe. Einen kurzen Rückblick bietet der Artikel zur Windrad-Havarie.

Zerstörtes Windrad
Zerbrochenes Windrad (Halter), Screenshot (Haltener Zeitung)

Es gab nach Informationen der „Haltener Zeitung“ anfangs kaum Schutzmaßnahmen – die ersten Einsatzkräfte kamen wohl unwissend zur tatsächlichen Gefahrensituation und arbeiteten zunächst ohne die unbedingt nötige Vollschutzkleidung.

Der Einsturz zog zudem eine riesige Rückbauwelle nach sich, die 17 Anlagen betrifft (d.h. noch immer wurden nicht alle zurückgebaut). Und es hatte nach unserer Kenntnis sogar Auswirkung auf die Planung in Diethensdorf (Windrad-Gigant geplant) .

Beispiel Alfstedt / Rotenburg

Im 1.9.2022 brach wegen starken Windes ein Rotorblatt im Windindustriepark Rotenburg / Alfstedt. Seitdem weht der Wind die Bruchstückreste über die Felder. Die Felder sind nun verschmutzt mit Faserresten, die auch durch das Abbrechen lungengängig (WHO: krebserregend, vgl. Asbest) sein können. Ein Überblick vom 13.2.23 bei efahrer „Bauern verzweifelt wegen kaputtem Windrad: „Sind mit Latein am Ende“ .

Der Streit über Ursache und Schadenersatz schleppte sich über viele Monate, in denen das kaputte Windrad mit zerrissenem Rotorblatt weiter ungehindert die Landschaft verschmutzte. Die Bremvörder Zeitung beschrieb den Vorfall in ihren Artikeln vom 26.11.23 „Alfstedt: Windrad-Fasern im ganzen Ort„.

Landwirt mit Splittern und fetzen des Rotorblatts
Splitter des abgebrochenen Rotorblatts auf den Feldern von Alfstedt (Screenshot: Bremervörder Zeitung)

Zum Vorfall gab es am 13. Januar 2023 einen Beitrag des NDR, der aktuell noch verfügbar ist (Rotenburg: Abgerissene Windrad-Rotorblätter sorgen für Unmut). Untertiel: „Wegen Glasfaserpartikeln des Rotorblatts konnten Landwirte ihre Ernte nicht einfahren. Der Landkreis sieht keine Gefahren.“ Dabei trägt der Wind die Bruchstücke bereits seit vier Monaten über die Felder.

Am 1.2.2023 zeigte ein bemerkenswerter NDR-Folgebeitrag „Windrad-Reste auf Äckern: Wie geht es weiter in Alfstedt?“ mit Bildern, wie tagein tagaus bis zu 50 Mitarbeiter in Schutzkleidung Windradreste auf den Feldern einsammelt. Im Radius von 1800 m rund um die Windradanlage Alfstedt sollen die Landwirte ihre Felder bis Jahresende 2023 nur „eingeschränkt“ bewirtschaften.

Details dazu beschreibt ein Artikel in der Bremervörder Zeitung vom 17.2.23 . Auch über dem Radius von 1800 m hinaus wurden Splitterteile gefunden. Im Artikel der BVZ wird der Sprecher des Betreibers „Energiekontor“ zitiert, u.a. mit der Aussage, dass es keine Grenzwerte für solche Faserkonzentrationen gibt. Vor einem Schaden: keine dementsprechende Gefährdungsbeurteilung? Nach eine Schaden: also auch kein Schadenersatz möglich?

Ein Landwirt hatte in 1400 m Entfernung Winterrogen gesät und wollte nun eigentlich Dünger ausbringen. Wie jede mechanische Bearbeitung – oder auch das Schwemmen von Wasser bei Regen – könnte das die Fasern noch tiefer in den Boden eingearbeitet werden. Schriftliche Gutachten, dass oder wie die Bauern ihre Flächen bearbeiten dürfen, gibt es nicht. Nur mündliche, unbelastbare Empfehlungen, man solle eben etwas Obacht geben.

Die Weiden sind nicht nutzbar. Bei Wildtieren kann man die Aufnahme der Fasern durch „Herumknabbern“ oder beiläufig am Gras klebend gar nicht verhindern.

Dimensionen in unserer Region

Um diese Dimension greifbar zu machen, haben wir die 1800 m Sicherheitsfläche auf unsere Region übertragen. Natürlich zählt nur der Umkreis um die jeweils havarierte Windradmaschine. Dennoch wird sehr deutlich, welche Flächenauswirkung es hat und wieviele Landwirte davon betroffen sein würden. Mehr noch: es weht auch hinein in die Dörfer, Grundstücke, Häuser und Gärten.

Abstandfläche bei Havarien
Sicherheitsabstand bei Windradhavarie (Bersten, Splittern, Verwehung von Bruchteilen, zum Nachmessen siehe http://u.osmfr.org/m/914159/ )