Aktuelle Energiesituation

Ein immer weiterer Ausbau der erneuerbaren Energien in Form von Windkraft- und Solaranlagen wird seit Jahren kritisch hinterfragt. Hierzu hatten wir auch schon Veranstaltung wie den Bürgerdialog durchgeführt, um einen möglichst objektiven Blick auf die Situation zu bekommen. In den Beiträgen zur Grundlast haben wir uns mit dem Thema bereits beschäftigt.

Auswirkung fehlender (Grundlast)Kraftwerke

Zwei kurze Dunkelflauten im November und Dezember 2024 stellten die deutsche Stromversorgung vor Herausforderungen. Vom 2. bis 8. November und vom 10. bis 13. Dezember kam es zu einem starken Rückgang der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Diese für den Winter typischen Wetterbedingungen mit wenig Wind und geringer Sonneneinstrahlung führten zu einer angespannten Versorgungslage und zu an der Strombörse explodierenden Strompreisen. Deutschlands Energiehunger konnte nur durch massive Importe gestillt werden und daher hat auch in Südnorwegen, Südschweden, Österreich und Holland zu kurzfristig horrenden Strompreisen geführt (s. u. a. auch „Nordkurier 13.12.24„).

Meinung unseres Verteilnetzbetreibers MITNETZ

Eine wohl sehr objektive Darstellung mit „Überraschungseffekt“ am Ende zeigt der BLOG-Eintrag des MITNETZ-Portals vom 16.12.24 „Dunkelflaute im Netz – Gefahr für die Stromversorgung?„.

MITNETZ STROM ist der größte Stromverteilnetzbetreiber in Ostdeutschland. Es ist verantwortlich für die Stromversorgung von fast 2,2 Millionen Menschen in der Netzregionen Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Süd-Sachsen und West-Sachsen. Und damit auch für uns.

Versorgungsgebiet MITNETZ STROM (Quelle: Netzgebietskarte)

Sicherheit der Stromversorgung

In dem Beitrag beschreibt MITNETZ zunächst das Phänomen Dunkelflaute:

  • Tritt häufig im Spätherbst und Winter auf
  • Gekennzeichnet durch kalte Temperaturen und kurze, dunkle Tage
  • Hoher Stromverbrauch durch verstärkte Nutzung von Beleuchtung und Heizung
  • Geringe Stromerzeugung durch Photovoltaik-Anlagen
  • Bei zusätzlicher Windstille übersteigt der Strombedarf die Einspeiseleistung aus erneuerbaren Energien deutlich

Tatsächlich würden Dunkelflauten zu temporären Problemen in der Versorgungssicherheit bei Stromnetzen mit einem hohen Anteil erneuerbarer Energien führen, würde man nicht gegensteuern. Schließlich sind Wind und die Photovoltaik die mit Abstand wichtigsten erneuerbaren Energiequellen, gerade im Netzgebiet der MITNETZ STROM.

Trotz des temporären Wegfalls von Sonnen- und Windenergie ist aus Sicht von MITNETZ derzeit die Stromversorgung für Kunden in der Regel nicht gefährdet. Denn der Strombedarf wird bei Dunkelflauten größtenteils aus dem vorgelagerten Übertragungsnetz gedeckt, wobei die Energie vorrangig aus konventionellen Kraftwerken wie Gas- und Kohlekraftwerken stammt.

„Überraschung“: Anteil der EE in unserer Region über Plan

Diesen Abschnitt kann man durchaus als Überraschung bezeichnen.

Im bundesweiten Vergleich weist das Netzgebiet der MITNETZ STROM einen überproportional hohen Anteil an Erzeugern aus Erneuerbaren Energien auf. Deutlich mehr als elf Gigawatt Erzeugungsleistung aus EE von einer mittlerweile sechsstelligen Zahl an Einspeiseanlagen sind bei uns im Netz installiert. Die Einspeisemenge aus Erneuerbaren Energien im Netzgebiet der MITNETZ STROM lag 2023 bei 136 Prozent des Letztverbraucherabsatzes. Das liegt deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt von 55 Prozent (siehe Pressemitteilung des bdew vom 16.12.2024). Auch die mit 80 Prozent definierte Zielstellung der Bundesregierung für das Jahr 2030 hat MITNETZ STROM bereits seit Jahren erreicht.

Im selben Atemzug bemerkt MITNETZ dass wir in der Region einen vergleichsweise geringen Verbrauch (verglichen mit Süd- oder Westdeutschland) haben, so dass das installierte Potential schon heute „häufig gar nicht vollständig genutzt wird“. Ist zuviel Strom im Netz muss gegengesteuert (Redispatch oder Netzengpassmanagement) werden. MITNETZ STROM musste 2023 im Rahmen des gesetzlich vorgeschriebenen Redispatchings gut 1100 Mal die Einspeisung erneuerbarer Energien ins Stromnetz zeitweise reduzieren lassen.

Häufiger Redispatches

Bundesweit steigen die Zahlen an (s.a. Entwicklung des Redispatch-Volumens im deutschen Übertragungsnetz). Bundesweit waren nach vorläufigen Daten 2024 insgesamt 17’313 Eingriffe zum Netzengpassmanagement nötig (2023: 15’193, 2022: 12’713, Quelle: Netztransparenz.de). Der Grund sind u.a. fehlender Netzausbau und fehlende Speicher, da die Erzeugung und der Verbrauch von Strom nicht wie physikalisch nötig 100% folgt, sondern die Leistung von PV und Windkraft vom Wetter abhängt.

Einen guten Überblick darauf bietet z.B. die Studie Studie zum Redispatch der Energiewerke Schönau von 2023. Daraus: „Im Vergleich zu 2013 sind die Gesamtkosten um 1.900 Prozent angestiegen; die des Redispatchs haben sich sogar um 2.345 Prozent erhöht.“

Grafische Darstellung der Entwicklung von Kosten von Redispatch-Maßnahmen seit 2013

Fazit

Das Versorgungsgebiet der MITNETZ Strom hatte 2023 bereits 136 Prozent des Letztverbraucherabsatzes über „erneuerbare Energien“ eingespeist und ist damit gesättigt. Gefordert sind bis 2030 aber „nur“ 80%.

Und nun noch mehr Windräder?
„2%-Regel“ im Regionalplan Wind umsetzen?

Warum und wohin sollen neu aufgestellte Windräder produzieren? Das einzige, was klar ist: Obwohl die Bundesregierung Maßnahmen ergreift, um den Anstieg der Netzentgelte zu dämpfen, wie beispielsweise einen Zuschuss von 5,5 Milliarden Euro für 2024 (Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage Drs.-Nr. 20/8880), tragen die Stromverbraucher letztlich die Last der Redispatch-Kosten durch ihre Stromrechnungen.

Und die Einwohner betroffener Regionen zusätzlich durch die Verspargelung ihrer liebgewonnenen Landschaft.

Und die Tierwelt bezahlt dafür mit dem Entzug von Ökosystemen oder dem Leben.

Windräder in Frankenau

Nachtrag: Überraschende Antwort auf eine bestimmte Frage

[einer] fragte im Hinblick auf die fünf Anlagen, die im Nachbarort Lobsdorf stehen: „Wieso baut man Windräder, wenn sie sich nicht drehen?“.

Überraschende Antwort des Regionalplaners: „Das frage ich mich auch.“ Er setze nur um, was gesetzlich vorgeschrieben sei. Das seien das Windenergieflächenbedarfsgesetz des Bundes und das Landesplanungsgesetzes des Freistaates.

„Es ist schlimm, dass die Regierung solche Vorgaben macht“, sagte [ein] Einwohner und fügte hinzu: „Eine Schande“.

Freie Presse, 11.9.2024 „Windräder in Glauchau? Selbst der Regionalplaner ist dagegen