Gemeinsam Neues wagen

Bestrebungen der „Bürgerinitiative für Lebensqualität in der Gemeinde Königshain-Wiederau

(Der Artikel erschien auch im Gemeindeblatt Königshain-Wiederau 3.2021, mit freundlicher Genehmigung der Autoren)

Finger-Stern

Im Vorfeld zur nichtöffentlichen Gemeinderatssitzung am 11. Februar 2021 hat die Bürgerinitiative für Lebensqualität in der Gemeinde Königshain-Wiederau folgende Unterlagen an Herrn Bürgermeister Voigt überreicht:

  • Antrag an den Gemeinderat
  • Stellungnahme der Bürgerinitiative, warum dem Bauantrag zum geplanten Schweinestall so nicht zugestimmt werden kann
  • ein 10 Punkte-Papier zum Schutz von Lebensqualität in unserer Gemeinde
  • sowie Unterschriftenlisten über 538 Unterschriften, die sich gegen den Bau des geplanten Schweinestalls richten.

Die Dokumente sind auf der Homepage der Gemeinde einzusehen (außer die Unterschriftenlisten).

Im Folgenden möchten wir Ihnen, sehr geehrte Leserschaft, einen kursorischen Überblick zu den von uns aufgestellten 10 Themenbereichen zum Schutz von Lebensqualität in unserer Gemeinde geben. In dieser Ausgabe werden wir unsere Ausführungen zu den Themenbereichen „Luft, Boden und Wasser“ darstellen. In den folgenden Ausgaben des Gemeindeblatts gehen wir auf die weiteren Themenkomplexe ein.

Es sind erste Gedanken unserseits. Sie sollen verdeutlichen, warum wir den geplanten Stallbau der Genießergenossenschaft Sachsen ablehnen.

In dieser Region soll der Stall errichtet werden. Foto: privat

Voranstellen möchten wir Ihnen einen Auszug aus dem aktuellen Sozialbericht des Landkreises Mittelsachsen. Unsere Gemeinde wird darin wie folgt verortet:

„Sozialraumtyp 3: Ländlich und kleinstädtisch gekennzeichnete Gemeinden, sehr jung, sozial gewachsen und mit relativ hoher politischer Partizipation.

Besonderes Kennzeichen dieses Sozialraumtyps ist die äußerst geringe Alterung sowie die leicht überdurchschnittliche politische Partizipation der Bevölkerung. Es handelt sich hierbei in der Mehrzahl um Gemeinden, die unterdurchschnittliche Mindestsicherungsquoten aufweisen, was auf vergleichsweise sozial gesicherte Lebenslagen hindeutet. Man kann von einem eher mittleren sozialen Status anhand des Bildungsniveaus ausgehen. Der Gebietstyp ist durchschnittlich mobil (Landkreis Mittelsachsen. 2021, S. 320).“

Aus unserer Sicht ist diese Darstellung auch eine Würdigung der in unseren Ortsteilen ansässigen Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen, Bildungseinrichtungen, Vereine usw., die über mehrere Generationen hinweg Engagement eingebracht und unsere Gemeinde zu dem aufgebaut haben, wie sie heute erscheint. Die enge Kooperation mit der Kirchgemeinde zeigt dies ebenfalls an vielen Schnittstellen. Danke allen!

Es folgt nun eine Übersicht zu den Oberthemen unseres 10 Punkte-Papiers zum Schutz von Lebensqualität in unserer Gemeinde. Folgende Themen sprechen wir darin an:

  1. Luft
  2. Boden und Wasser
  3. Gesundheit
  4. Verkehr und Lärm
  5. Wetter und Klimaschutz
  6. Bebauung, Siedlungsstruktur und Wirtschaft
  7. Natur und Landschaft
  8. Solidarität und Zusammenhalt
  9. Nachhaltigkeit
  10. Bildung, Kultur und gesellschaftliches Leben

Weiterführende Ausführungen zu den Punkten 1 und 2:

1. Luft

Saubere und frische Luft zum Atmen, zur Erholung und zum Aufenthalt in der Natur ist ein besonderes Qualitätsmerkmal des Lebens im ländlichen Raum. Hier leben seit Jahrhunderten die Menschen in bäuerlichen Anwesen und Wohnbebauung nebeneinander. Dabei ist Tierhaltung in üblichen Größenordnungen typisch und wird akzeptiert.

Was der Stallneubau bewirken würde:

  • Vervielfachung der Geruchsbelästigung durch Massentierhaltung
  • ungehinderte Verbreitung durch offene Bauweise
  • massive Beeinträchtigung der Nutzbarkeit von Grundstücken durch wohnbereichsnahen Standort
  • zusätzliche Ammoniakemissionen statt Reduzierung (Verpflichtung der Bundesregierung)
  • keine sicheren Prognosen und Berechnungen durch fehlende Wetterdaten, erhebliche Nutzereinflüsse (Fütterung, Transporte, …),
  • dauerhaft Störung der öffentlichen Ordnung durch Rechtsstreitigkeiten, ggfs. Haftungsrisiken der Gemeinde bei Unterstützung des Vorhabens
  • jahrelange Konflikte im Nachbarschaftsbereich

2. Boden und Wasser

Der Schutz und die verantwortliche Pflege von Boden und Wasser ist Voraussetzung für Gesundheit und Leben von Mensch und Natur. Bei der Bewirtschaftung der Böden ist auf Nachhaltigkeit und Vermeidung von Schadstoffeintrag zu achten.

Was der Stallneubau bewirken würde

  • erhebliche Versiegelung von unbebauter Wiesenfläche
  • Umgang mit wassergefährdenden Stoffen (Mist, Jauche, Antibiotikarückständen, Hilfsstoffe, Kraftstoffe,..) Risiken für Grundwasser und Brunnen
  • erheblicher Wasserverbrauch ggfs. auch aus Brunnen (Grundwasserspiegel sinkt und Brunnen liegen trocken)
  • Entstehung und Verbreitung multiresistenter Keime
  • weitere Gefährdung von nitratbelasteten Böden im Ortsgebiet (wir sind in der Nitratkulisse bereits rot gekennzeichnet)

Als Bürgerinitiative stehen wir für:

  • Erhalt unseres natürlichen Lebensraumes
  • Bewahrung bisheriger Lebensqualitäten
  • Erhalt von Zukunftsperspektiven
  • Familien auch weiterhin eine familienfreundliche Umgebung ermöglichen
  • Unterstützung lokaler Betriebe und Existenzen 
  • Wertschätzung des Engagements der Menschen für unseren Ort
  • Abwenden nachhaltiger Schäden und Imageverluste
  • Erhalt tragfähiger Strukturen des gemeinschaftlichen Miteinanders
  • Gemeinsam Zukunftsideen entwickeln
  • Menschen zum Bleiben animieren

Dies sind erste Gedanken zu dem was uns für unseren Ort wichtig ist und was Lebensqualität für uns ausmacht. Die Aufzählungen sind bestimmt nicht vollständig und dokumentieren lediglich die in den letzten Wochen von verschiedenen Mitgliedern der Bürgerinitiative zusammengetragenen Themen und Argumente. Wir bitten alle an einer guten Entwicklung unserer Gemeinde Interessierten ausdrücklich darum, sich (auch zu Teilpunkten) in den Prozess weiterer Abstimmungen und Planungen mit ihren Möglichkeiten einzubringen und das Leben in unserer Gemeinde gemeinsam, zukunftsorientiert und bürgernah mitzugestalten

Gemeinsam können wir unsere Gemeinde lebenswert erhalten und zukunftsorientiert entwickeln.

Am 11. März haben wir die Möglichkeit der öffentlichen Gemeinderatssitzung genutzt und zur Bürger-Fragestunde unsere Anliegen nochmals persönlich vorgetragen.

Wir haben die Gemeinderäte ebenfalls über unseren Austausch mit der Volksbank Mittweida informiert. Auf Anfrage wurde uns mitgeteilt, dass die angedachte Schweine-Haltungsform bei angespannter Marktlage wieder zu einer konventionellen Haltung übergehen kann.

Die Genießergenossenschaft, die laut Satzung Stallanlagen errichtet, um diese zu verpachten (an Agraset), hat diesbezüglich noch keine Informationen verlautbaren lassen.

Aktuell kann auf der Homepage der Gemeinde ein Dokument eingesehen werden, welches von der Genießergenossenschaft an die Gemeinde überreicht wurde. Es soll Antworten auf Fragen abbilden, die von Bürgerinnen und Bürgern zur Onlineschalte am 29.01.2021 gestellt wurden. Anzumerken sei hier, dass diesem Dokument keine Fragen zu entnehmen sind, lediglich Aussagen positioniert werden, die die gestellten Fragen nicht in der umfassend gestellten Form beantworten. Aktuell hat der Landkreis den Bauantrag von der Gemeinde wieder zurückgefordert.

Sie können gern mit uns in Kontakt treten. Wir freuen uns über einen Austausch.

Vielen Dank für Ihre Zeit, die Sie sich zum Lesen genommen haben.

Kontakt: zukunft.koenigshain@web.de

Bürgerinitiative für Lebensqualität in der Gemeinde Königshain-Wiederau