Besuch im „Windpark“ Gersdorf

Ein Windkraftindustriegebiet erzeugt wie jedes andere Gewerbegebiet auch Lärm und andere Emissionen. Die Planer hiesiger Windindustrieanlagen boten vor geraumer Zeit an, ein erstes Windrad einer wie bei uns geplanten Dimension irgendwo in Deutschland zu besuchen. Damit sollten Ängste und Befürchtungen zu den Auswirkungen eines solch hohen Windrads genommen werden, die mit Lärm, Schall und Schlagschatten einhergehen.

Soweit muss man aber gar nicht fahren – eine Vielzahl und auch größere Maschinen stehen seit weniger Zeit in einem Windkraftindustriegebiet Bernsdorf-Gersdorf bei Hohenstein-Ernstthal.

Referenz-Windkraftindustriegebiet?

Die Dörfer Gersdorf, Bernsdorf und Hohndorf liegen in idyllischen Tälern, geteilt durch einen Hügel. In Gersdorf, aber auch anderswo gibt es neue Ansiedlungen von Familien, welche die vorerzgebirgische Landschaft genießen wollten.

(bitte für einen Überblick links über das Minus-Zeichen aus der Karte zoomen)

Heute stehen 13 bis zu 230 m hohe Maschinen auf diesem Hügel. Die meisten sind im Geoportal Sachsen gelistet. Die optische Bedrängung ist von der gegenüberliegenden Talseite oberhalb des Wohnparks Falke am eindrucksvollsten (s. Route).

Schon einmal waren wir dort in der Gegend und – abgesehen von der irritierenden Aussicht auf das Industriegelände in luftiger Höhe – überrascht von dem deutlich hörbaren Schall der Windräder (Das Infraschall-Dilemma, Beispiel am Ende der Seite). Damals zeigte eine simple Messung mit dem Handy, dass es sich bei dem Lärm nicht nur um einen subjektiven Eindruck handelte.

Situationsbericht Jahresende 2021

Windindustriepark Gersdorf
Windindustriepark Gersdorf im Sonnenuntergang; zu sehen sind auf dem Bild nur die Hälfte der Windräder!

Zum eher stürmischen Jahresende 2021 hatten wir Gelegenheit, die Abendstimmung und auch den Morgen in der Nähe des Windindustrieparks „zu genießen“. Der Wind war stark und blies in unsere Richtung. Wegen Stromüberproduktion (laut Lastnetzmonitor zwischen 3,5 und 4 GW Windstrom im Mitnetz-Gebiet, wegen der Urlaubszeit offenbar geringerer Strombedarf1) war über die Hälfte der Windräder abgeschaltet. Neben dem Rauschen des Windes an den Häusern und in den Bäumen war ein dennoch deutliches maschinelles Geräusch in der Luft, ein Stampfen und Brausen an den etwa 1,5 km entfernten Maschinen zu vernehmen. Wie laut ist es, wenn alle Windräder unter Last sind?

Kurzer Eindruck von den Geräuschen am Windindustriepark

Neue Anlagen sind besser?

Von den Planern werden Windräder der neuen Generation mit „effizienter“ und „leiser“ beworben. Effizienter weil höher und größer mag sein. Aber ist „leiser“ nur eine Zweckaussage?

Das Bild in Gersdorf ist nach Auskunft der Anwohner ein anderes. Von den 13 Anlagen (Stand Januar 2022) sind „6 x 1 MW = geht noch; 4 x 2,5 MW = naja; aber 3 x 3,5 MW = die Bösen“.

Betroffen vom Lärm

Im Gespräch mit den Anwohnern kommt spätestens nach dem letzten Ausbau des Windindustrieparks Betroffenheit auf. Selbst der Windkraft wohlgesonnene Einwohner („Irgendwoher muss der Strom ja kommen!“) haben nun aufgerüstet. Obwohl die Häuser im nahe gelegenen Wohnpark noch recht neu sind, hieß es: Fenster raus und durch neue dreifach-verglaste, schallschützende neue Fenster ersetzen. Das funktioniert freilich nur im geschlossenen Zustand. Und auf den Kosten blieben die Hauseigentümer freilich sitzen (vgl. Befürchtung: Wertverlust in der Region).

Betroffen vom Schlagschatten

Scheinbar ragen rechnerisch die Schatten nicht so weit ins Dorf (zum Ausprobieren: sonnenverlauf.de), als sie es bei uns tun würden (ausprobieren). Zwar werden die Windräder zeitweise abgeschaltet. Dennoch wirken die Lichtspiele auf die Anwohner, so dass manchmal nur noch hilft: Rollo runter. Das erinnert an die Eindrücke, welche die Bewohner von Crossen / Erlau schildern.

Teil des Videos zu unserer Region: Eindrücke „Wohnen am Windkraftindustriegebiet“

Hoffentlich nicht betroffen von Unfällen

Wir haben die Gefahren der Windkraftanlagen hinreichend und an konkreten Beispiel dargestellt. Erst in jüngerer Zeit sind wieder eine Reihe von Unfällen mit Windrädern passiert:

Nicht auszudenken, wenn ein Windrad zersplittert, die Felder mit Partikeln übersäht sind oder – noch schlimmer – eine brennende WEA ihren gesundheitsschädlichen Ruß über das Tal verteilt!

Referenz-Windkraftindustriegebiet!

Es braucht also keine weite Reise, um einen Eindruck von der zukünftigen Lebensqualität bei uns zu erhalten. Bei richtigem Wetter (Wind aus West, ausreichend Windräder in Betrieb) reichen eine Fahrt nach Gersdorf – und starke Nerven, wenn man sich das Erlebte auf unsere Region projiziert mit sieben, je 250m hohen Windradmonstern vorstellt. Der Abstand Windrad – Häuser ist vergleichbar (zum Probieren, links das Lineal) . Die bei uns geplanten Windräder jedoch viel höher als der Schnitt in Gersdorf. Unvorstellbar!

Im Übrigen empfehlen wir dabei auch gleich Referenzmessungen anzufertigen. An verschiedenen Orten (um das Rauschen an Häusern und Bäumen herauszurechnen) mit dem richtigen Gerät (hochwertige Messgeräte, die der komplexen auditiven Wahrnehmung des Menschen entsprechen („Ohr“ versus „Mikrofon“) und zudem auch das auch Infraschallspektrum abdecken).


1 Leider zeigt der Lastmonitor von Mitnetz keine historischen Daten an. Das Agorameter wiederrum zeigt für den Zeitraum nur Gesamtdeutschland an.