Kaum ein Thema wird aktuell so stark diskutiert wie die Energiewende und der damit verbundene Ausbau der Windenergie. Der Traum von einer Energieversorgung ohne Kohle und Atom scheint in greifbarer Nähe.
Die Windparkbetreiber argumentieren gern, dass die Auswirkungen auf Natur, Mensch und Umwelt gering bleiben. Doch ist dem wirklich so? Wir haben das mal unter die Lupe genommen: Welchen Einfluss hat nun so ein Windkraftindustriegebiet auf die heimischen Vögel und Fledermäuse?
Genau wie der Bau von Straßenverbindungen oder Industriegebieten greift die Errichtung von Windenergieanlagen in die Natur ein.
Vogeltod
Oft hört und liest man, tausende Vögel und andere Tiere würden Jahr für Jahr an den Rotoren der Windmühlen zerschellen. Lange Zeit konnte man zu diesen sogenannten “Schlagopfern” keine wirkliche Zahl benennen. Es bedeutet sehr viel Aufwand, die Flächen unter den Anlagen systematisch abzusuchen und die tatsächlichen Zahlen zu ermitteln. Im Jahr 2002 wurde erstmals damit begonnen, diese getöteten Tiere bundesweit zentral in einer Datenbank der Vogelschutzwarte in Brandenburg zu erfassen. Meist handelt es sich dabei um Zufallsfunde.
Die Zahl der getöteten Vögel liegt schätzungsweise irgendwo zwischen 10.000 und 100.000 Tieren pro Jahr. Diese Einschätzung traf Herman Hötker vom Michael-Otto-Institut im Naturschutzbund Deutschland (Quelle: Focus-Online). Allerdings dürfte die Dunkelziffer weitaus höher sein, da nicht alle Tiere gefunden und erfasst werden können.
Ganz besonders Greifvögel wie der Mäusebussard und der Rotmilan geraten oft in die kreisenden Rotoren. Bei ihrer Futtersuche wenden sie den Blick auf den Boden und übersehen dabei die Rotorblätter. Für den Milan sind die Flächen um die Windanlagen ein ganz besonderer Futterplatz. Die kleineren Vögel, welche bereits vor ihm Opfer der Rotoren geworden sind, ziehen den Greifvogel an. Ein “Schnellimbiss für Milane” sozusagen. Ganz besonders problematisch ist in Deutschland der Verlust von Rotmilanen. Mehr als die Hälfte aller Rotmilane weltweit leben in Deutschland – der Bestand wird hier auf 14.000 bis 16.000 Paare geschätzt. Schon aus diesem Grund tragen wir eine ganz besondere Verantwortung für die Erhaltung dieser Art.
Zusätzlich ist mittlerweile belegt, dass pro Jahr in Deutschland 250.000 Fledermäuse zu den Opfern der Windräder zählen. Auch das ist an dieser Stelle bedenklich, da alle 25 in Deutschland vorkommenden Fledermausarten streng geschützt sind. Sie haben eine vergleichsweise niedrige Fortpflanzungsrate und können Bestandsverluste nur sehr langsam ausgleichen.
In diesem Zusammenhang hat ein Bürger aus unserer Region eine Petition beim Europäischen Parlament in Brüssel eingereicht, die auch Beachtung gefunden hat. Sie ist in Brüssel wie folgt gelistet: Verstoß gegen Art. 9 der Vogelschutz-Richtlinie 2009/147/EG (1113/2020). Sie können diese Petition gern unterstützen und unterzeichnen.
Zusammenbruch der Populationen
Nun mag man ins Felde führen, dass die Kollision mit Glasscheiben, die Katzen, der Verkehr und der Verlust des Lebensraumes durch die Intensivierung der Landwirtschaft eine weitaus größere Gefahr sei. Aber wenn man die Energiewende als ganzheitliches System versteht, sieht das doch anders aus.
Auf deutschen Ackerflächen hat die Erzeugung von sogenannten Energiepflanzen stark zugenommen. Inzwischen wird auf 20% der Flächen Mais angebaut. Grün- und Randstreifen wurden stark verkleinert oder verschwanden gänzlich. Diese ausgeräumten Flächen sind für Vögel und Kleinstlebewesen so attraktiv wie ein betonierter Parkplatz. Ganz besonders fatal, wenn in diese leeren Flächen nun noch Windräder gesetzt werden. So kann eben genau dieses Windrad oder dieser Windkraftindustriegebiet das i-Tüpfelchen sein, der einen ganzen Bestand (Population) in einem Gebiet kippen lässt.
Falscher Technikglaube
Gern wird auch argumentiert, dass die Anlagen in hochfrequentierten Flugzeiten doch abgeschaltet werden können. Nun, auch das ist ein schöner Gedanke. Allerdings sieht die Realität dieser Systeme doch anders aus. Aktuell befinden sich unterschiedlichste Systeme in der Erprobung (Bsp. BirdRecorder). Diese sollen mittels Radar oder Kamera die Tiere erfassen und sie entweder vergrämen oder dazu führen, dass sich die Windräder im Ernstfall abschalten. Beim Anflug eines Vogels müssen 3×24 Tonnen Rotormasse + Getriebe / Generator in wenigen Sekunden zum Stehen kommen. Wenn man sich dies in der Realität vorstellt, ist man kaum verwundert, dass es aktuell noch keine gesicherte Datenlage zur Wirksamkeit dieser Warnvorrichtungen gibt. Zusätzlich drängt sich hier die Frage nach der Umlegung der Kosten auf.
Auch der Trend zu immer größeren Anlagen verschafft hier keine Abhilfe. Unabhängig von der Größe führen Windräder an Gewässern, Wäldern und Schutzstreifen zu Kollisionen. Viele Vögel fühlen sich gestört und verlassen Brut- und Ruheplätze.
Fazit
Wir müssen nur einmal mit offenen Augen von unseren Orten aus in alle vier Himmelsrichtungen schauen – in jeder Richtung rotieren Windräder.
Es drängt sich die Frage auf: “Wo sollen denn die Tiere alle noch hin, wenn sie überall vertrieben werden?”. Neue Anlagen bedeuten am Ende nur weiteren Verlust von Lebensräumen und der damit verbundenen Artenvielfalt, welche für den Erhalt unseres Lebensraumes so wichtig ist.
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