Vom Sinn der Windkraft bei uns

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Windräder in Frankenau
Windräder in Frankenau?

Die Windmühle braucht Wind, Wind, Wind,
sonst geht sie nicht geschwind, -wind, -wind.

Volksgut

Die Idee von MSE ist die Kombination aus Windkraft mit dem Energiespeicher Wasserstoff. Nur braucht man für Windkraft eine kräftige Strömung (Windhöffigkeit) und für Wasserstoff das Wasser. Und nicht unwesentliche technische Einrichtungen, die das eine in das andere überführen. Die dezentrale Energiegewinnung ist sicher eine gute Idee. Aber um jeden Preis? Den zahlen letztlich wir anderen (Natur, Einwohnerinnen und Einwohner, auf Gewinn hoffende Genossenschafter) als die Betreiber (=Kommanditgesellschaft) zahlen?

Kein Windvorranggebiet

Unsere Region hatte keine Windvorranggebiete im parlamentarisch beschlossenen Flächennutzungsplan ausgewiesen. Im Gegenteil. Unsere verbliebenen sensiblen Landstriche sollen laut diesem der Natur Vorrang geben. Die wenigen Rückzugsgebiete geben unserer Region einen letzten natürlichen Anblick inmitten von industrialisierten (naturtoten) Großflächen.

Mehr noch: Aus planerischer Sicht sieht auch der in Vorbereitung befindliche „Masterplan Ostdeutschland“ prädestinierte Windparkindustrie in Mecklenburg-Vorpommern (Freie Presse, 29.5.21), aber nicht in Sachsen oder Mittelsachsen.

Wenig Windleistung

Unsere Region hat laut Aussagen der MSE ein “sehr gutes Windangebot”. Es ist nicht klar, in welcher Relation diese Aussage steht. Die Gegend ist eher als Mittelmaß statt als windreich zu bezeichnen (Deutscher Wetterdienst, Windkarten zur mittleren Windgeschwindigkeit; „In Windkarten steckt umfangreiches Know-how. ..Dabei wurde die Höhe über dem Meeresspiegel ebenso berücksichtigt, wie die geographische Lage, die Geländeform und die Art der Landnutzung.“).

Das Jahresmittel der Windgeschwindigkeit liegt bei Mittweida 80m über Grund nur bei etwa 5,1 .. 5.5 m/s.

schlaffer Windsack
schlaffer Windsack

Eine genauere Beurteilung größerer Höhen liefert der Bericht zur „Windklimatologie in Höhen über 100 m für Gegenwart und Zukunft“ (DWD).

… How many times can a man turn his head
And pretend that he just doesn’t see?

The answer, my friend, is blowin‘ in the wind
The answer is blowin‘ in the wind

Bob Dylan, 1962

Die Unterlagen zur geplanten E-160 zeigen in dem Leistungsbereich einen nur mittelmäßigen Ertrag (~12 T MWh / Jahr). Schon daher müssten die Windräder so hoch sein, um überhaupt Wind zu finden. Ab 7,7 m/s leistet das Windrad 20T MWh/ Jahr. Die geplanten Windvorranggebiete werden u.a. diese Aspekte berücksichtigt haben. Unsere Region liegt freilich abgeschlagen gegenüber küstennahen Bereichen (6 .. 8 m/s). Selbst südöstlich von Mittweida weht der Wind stärker, sowieso auf den Gipfeln der Mittelgebirge. Der Stromertrag ist übrigens eine Funktion der Kubikwurzel: Weht der Wind hie rim Vergleich nur mit halber Kraft, erzeugt er nur 1/8 des Stroms („Energiewende ins Nichts“, Hans-Werner Sinn 2014, siehe auch Fortsetzung „Wie viel Zappelstrom verträgt das Netz?“, H-W. Sinn 2017).

Alles hängt mit allem zusammen

„In der Atmosphäre hat Alles mit Allem zu tun“ ist eine Aussage des Max-Planck-Instituts für Chemie, Mainz. DJedoch werden diesbezüglich die zahlreichen neuen Studien ignoriert. Die physikalischen Prozesse in der Atmosphäre müssen im Zusammenhang mit dem exponentiellen Windenergie-Entzug vollständig verstanden werden.

Auch das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR)erklärte dazu: „Die externen Kosten von erneuerbaren Energien sind noch weitgehend unerforscht.“ Mehr unter „Wenn Windräder einander den Wind wegnehmen„, PAZ, 25.10.21.

Wenig Wasser

Für die Produktion des Wasserstoffs wird ein Volumen von 10’000 m³ Wasser pro Jahr geplant. Der 2017 gebaute Rinderstall mit Flutlichtanlage bedeutet bereits einen gigantischen Wasserentzug für die Region (150 l pro Tag und “Hochleistungs-Kuhmilch-Maschine” = 54,7m³ pro Jahr, * 816 Stück pro Jahr sind 44600 m³ frisches Wasser zuzüglich geschätzt 7300 m³ Wasser für den Altstall.

Wassernutzung durch industrialisierte Landwirtschaft hat Auswirkung auf die lokalen Wasserbestände, vor allem in den bereits regenärmeren Zeiten („Die Zeit-Online“: Bundesamt für Bevölkerungsschutz warnt vor Trinkwasserknappheit: „Wir befürchten, dass das Problem noch zunimmt“: sinkender Grundwasserspiegel und die „Konkurrenz zur Landwirtschaft“). Selbst der scheinbar regenreiche Mai 2021 hat die defizite der letzen Jahre nicht ausgleichen können (Freie Presse 26.5.21, „Sattes Grün trügt: Regen im Mai gleicht Vorjahres-Dürre in Sachsen nicht aus„).

Trockenheit

In einem interessanten Tweet stellt das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie am 25.5.21 fest: „Das #Grundwasser hat ein langes Gedächtnis. Aktuell unterschreiten immer noch 65 Prozent der #Messstellen in #Sachsen den monatstypischen #Grundwasserstand um 42 Zentimeter.“

Auch für die Hydrolyse sollte dieses Wasser zunächst auch über Brunnen bereitgestellt werden. In der letzten Aussage wird aber der ZWA dieses Wasser liefern, der sich rein wirtschaftlich über diesen Mehrverbrauch – sprich Erlös freut. Welche Verantwortung hat der ZWA für die nächsten Generationen?

Doch sauberes Wasser ist eine endliche Ressource. Allein die Menge für den Wasserstoff entspricht einem Äquivalent von etwa 220 neuen Einwohnern in der Region. 

Fazit

Es scheint nicht sinnvoll, ja sogar abwegig zu sein, den mäßigen Wind und den strapazierten Wasserhaushalt für die Produktion von elektrischer Energie und Wasserstoff in unserer zudem dicht besiedelten Region zu nutzen. Bereits vor Beginn wirkt es wie ein Notprogramm, dass weitere Not verursacht. Vor unserer Haustür.

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