Ökobilanz und Windenergieanlagen

Als Ökobilanz wird ein umfassendes Konzept zur Zusammenfassung und Bewertung der mit Unternehmen, Produkten oder Produktionsprozessen verbundenen Umweltbelastungen bezeichnet. Eine allgemeingültige anerkannte Methode zur Erfassung, Bewertung und Darstellung umweltrelevanter Daten in einer Ökobilanz gibt es nicht; verwendet werden unternehmensindividuelle Konzepte (Gabler Wirtschaftslexikon). Wie soll man etwas, was nicht vergleichbar existiert, bewerten und darüber befinden?

Blumen im Schuh

Die Herstellung eines Windrads kostet große Mengen Energie. Das Windrad muss in seinem Bestandteilen weiter zum Zielort transportiert, dort mit Trassierung, Fundament, Verkabelung und Aufbau installiert werden. Verlässliche Zahlen sind schwer zu ermitteln.

Betrachten wir daher nur den Rückbau. Für die Windräder wird ein 100% Recycling in Aussicht gestellt, entsprechende Rücklagen (gemeinhin etwa 5..10% der Investitionssumme) würden gebildet. Es wird meist eine entsprechende Verpflichtungserklärung abgegeben. Diese Erklärung steht aber nur der genehmigenden Behörde zu. Die Bürgschaftsurkunde muss natürlich nach all den Jahren, Kommunalreformen und ggf. Gesellschafterwechseln noch auffindbar sein und die ausreichende Deckungszusage enthalten. An diese Zusagen kommt ein Eigentümer nicht heran, sofern er diese nicht in seinem Vertrag mit verankert hat.

Wohin mit den alten Rotorblättern?

Die Rotorblätter der Windturbinen bestehen aus Kunststoff, Glas- und Carbonfasern. Diese werden zusammen mit Harz zu einer Masse verbunden und ausgehärtet. Dadurch kommt ein Verbundstoff zustande, der sehr schwer wieder in seine Bestandteile zu trennen ist. Dies geschieht unter erheblichem Energieaufwand mit dem Pyrolyseverfahren. Außerdem verlieren die Carbonfasern ihre lange Struktur. Damit leidet ihre Qualität und können somit nur 1-2 x wiederverwertet werden. Dann sind sie laut Entsorgungsforscher Prof. Quicker hinüber. Und dann???

Fakt ist, dass 

  • ausgediente Windräder mitunter einfach stehen bleiben.
  • oft der Verbleib des Fundaments in Kauf genommen wird. Teils wird dem Landeigentümer mit dubiosen Angeboten des Investors oder des zum Rückbau verpflichteten WEA-Besitzers dieser Schrott (Altlast) zum Verbleib an der Stelle empfohlen. Der Schrott liegt damit weiter im Boden und diese Stelle bleibt für immer versiegelt (z.B. in „Windräder: Wer bezahlt den Rückbau?“, Bauerzeitung 10/2019),
  • das Bundesumweltamt bereits 2019 von Windrad-Schrott und dem “70.000-Tonnen-Problem der Energiewende“ sprach. Das Amt (eigentlich per se Freund erneuerbarer Energien) hat das Problem des Recylings in einer größeren Studie analysiert und musste Warnungen aussprechen: “Bei den Betreibern klafft eine 300-Millionen-Lücke”!
  • es heute nur ein Spezialunternehmen (CFK Valley Stade Recycling GmbH bei Hamburg) gibt, welche offenbar das von MSE zitierte Pyrolyse-Verfahren für die Rotoren anbietet. 
  • es als Option noch das “Downcycling” gibt. Rotoren werden geschnipselt und zu tausenden “Parkbänken” verarbeitet. Aber generell gilt damit das Rotorblatt-Recycling als extrem kostenintensiv und energieaufwändig.
  • meist der Müll verbannt wird. Seit einigen Jahren verbennt die Zementindustrie zunehmend auch ausgediente Rotorblätter von Windrädern, die zwar weniger gut brennen, aber hohe Einnahmen bringen.

Update 7.21: Das von MSE in der Turnhalle im September 2020 progagierte, man muss schon sagen frech behauptete ganzheitliche Entsorgungskonzept für Windkraftanlagen (100%-Recycling!) wurde erst im Juli 2021 wieder von tagesschau.de vorgeführt: Recycling alter Windräder .. sorgt noch für Proleme.

Insgesamt kann durch eine hohen Energiebedarf bei der Herstellung, Transport zum Ort, Trassierung, …  – und vor allem dem “dicke Ende”, dem Schrott in der Landschaft oder auch “nur noch” im Boden  – von keiner „hervorragenden Ökobilanz“ die Rede sein.

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