Energiewende im Einklang mit Mensch und Natur
Auf den letzten freien Flurstücken, unmittelbar vor Wäldern auf einer Anhöhe zwischen den Ortschaften Frankenau und Königshain, sollen sieben gigantische Windräder errichtet werden. In den Stadtnachrichten vom Oktober 2020 war bereits eine Einschätzung unseres Oberbürgermeisters Ralf Schreiber zum geplanten Windrad- und Wasserstoffprojekt der MSE i.G. zu lesen.
Anfang September brachten über 350 Bürger aus den umliegenden Orten Königshain, Frankenau, Thalheim, Topfseifersdorf, Erlau, Crossen, Altmittweida und Wiederau symbolisch ihren Protest mit einer spontanen Menschenkette zum Ausdruck.
Bei einer durch die Stadt Mittweida und die engagierten Bürger organisierten Veranstaltung in der Frankenauer Turnhalle konnten sich über 250 Einwohner der Region zum Vorhaben informieren und die Ausführungen der Stadt, der Planer und eines Fachanwaltes verfolgen. Vertreter der engagierten Bürger verdeutlichten in einer beeindruckenden Präsentation mittels Fotomontagen und recherchierten Fakten die Bedrohungen für Menschen, Tiere, Natur und die ländliche Region.
Konkret wird sich durch die fast 250 m hohen rotierenden Maschinen das Landschaftsbild nachhaltig verändern. Es wird zu Wertverlusten bei den Grundstücken kommen.
Durch Schall und Schattenwurf wird die Gesundheit der Anwohner gefährdet. Ein verschärfter Wassermangel wird sowohl für die Anwohner als auch für die ortsansässigen Landwirtschaftsbetriebe zum Problem. Die heimische Tierwelt und die dörfliche Infrastruktur sind bedroht.
Die Einwohner befürworten die Energiewende, aber nicht um jeden Preis. Sie stellen sich gegen die massive und rücksichtslose Form, mit der ihre lebens- und liebenswerte Heimat immer weiter industrialisiert wird. Anwohner berichteten beispielsweise, wie sich die Lebensqualität durch den nahe gelegenen Windpark in Erlau verschlechtert hat.
Wir befürchten,
- dass kleineren Landwirtschaftsbetrieben und Gärtnereien die Lebensgrundlage (Wasserverbrauch für die Wasserstoffherstellung) entzogen wird,
- dass letztlich die Landeigentümer auf den Kosten für den Rückbau und den Wertverlust sitzen bleiben,
- dass unsere Grundstücke an Wert verlieren.
Wir befürchten,
- dass geltende Regionalpläne und geltendes Recht missachtet oder weggeklagt werden,
- dass Gesetzeslücken ausgenutzt werden, um eigene Interessen durchzusetzen,
- dass durch Zuwegung und Trassenbau Landschaft und Ortsstraßen zerstört werden.
Wir befürchten,
- dass die Beteiligung an der Genossenschaft nur zu Zwecken der Antragstellung und nicht zum Nutzen der Bürger dient,
- dass unerforschte Technologien solche großdimensionierten Projekte offenbar rechtfertigen können,
- und dass wir, die Stadt und die Region als Versuchskaninchen für ein Experiment mit offenem Ausgang benutzt werden.
Wir befürchten,
- dass unser Landschaftsbild entstellt wird,
- dass der Schall und der Schattenwurf uns krank macht,
- dass unsere Brunnen versiegen und die Böden austrocknen,
- dass die Tiere unsere Wälder verlassen,
- dass unsere letzten Wälder verschwinden,
- dass diese industrialisierte Landschaft zum Wegzug der Familien führt,
- unsere ländliche Region unattraktiv wird und keine Bleibeperspektive bietet.
Der Flächennutzungsplan der Stadt Mittweida enthält laut Herrn OB Schreiber für das Gebiet keine Windkraftvorrangflächen , sondern sogar ein Vorrang – und Vorhaltegebiet für Natur und Landschaft. Laut einem Fachanwalt würde das jedoch recht häufig gekippt.Dan wären Flächennutzungspläne ja eine letztlich sinnfreie verwaltungstechnische Übung?!
In der anschließenden Frage- und Antwortrunde, die Herr Schreiber moderierte, wurden konkrete Fragen leider mit sehr verallgemeinerten Aussagen durch die Planer beantwortet. Daher hoffen alle Beteiligten auf die baldige Beantwortung der offen gebliebenen Fragen durch die Planer in den nächsten Stadtnachrichten.
Die in umliegenden Ortschaften gesammelten Unterschriften gegen den geplanten Bau wurden bereits zur letzten Kreistagssitzung in Hartha durch den Oberbürgermeister Ralf Schreiber und den Bürgermeister der Gemeinde Königshain-Wiederau Johannes Voigt an unseren Landrat Matthias Damm übergeben. Der Adressat der über 1700 Unterschriften ist das LRA Mittelsachsen als genehmigende Behörde.
Ein so wichtiges Thema wie die Energiewende wird nur gemeinsam mit den Bürgern erfolgreich sein. Davon ist dieses Vorhaben weit entfernt. Es erweckt für die Bürger den Anschein, Versuchskaninchen für den Einsatz unerforschter Technologien zu sein. Sie merken, dass es anstelle von Klima- und Umweltschutz und einer Zukunft für unsere Kinder nur um Profite einzelner geht.
Wir bedanken uns bei Herrn Oberbürgermeister Schreiber, dass er ein für unsere Einwohner so wichtiges Thema engagiert begleitet.
Anmerkung: Eine Zusammenfassung zeigt das Mittelsachsen-TV in seiner Reportage „Gegenwind für Windpark„.
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